Ich weiß, ich darf mich nicht beklagen. Ich war gerade erst zehn Tage auf Kuba, im Moment scheint auch in Wien die Sonne und nächste Woche gehts schon wieder nach Portugal. ICH DARF WIRKLICH NICHT KLAGEN. Aber irgendwie ist es schon hart jetzt wieder in der beinharten Realität zu sein und vor allem wieder mit einem konfrontiert zu sein: dem INTERNET!
Großartig war die letzte Woche, als ich fernab von Facebook, e-mail & Co einfach nur auf meinem karibischen Eiland herumflanierte, rundherum kubanische Klänge, viel Sonne und fröhliche Menschen. Keine Menschen, die ringsum auf ihre Handys starren als würde die große Weisheit der Welt drinliegen, kein Totschlagen von Zeit mit dem hundertsten Twitter/Instagram/Facebook Feed Update Check, keine panikartigen sofortigen Reaktionen auf die neueste e-mail in der Inbox…man merkt im regulären Alltag wirklich gar nicht mehr, wie sehr das ständige Online-sein eigentlich stresst und vom Leben ablenkt. Und das sage ich als Online-Marketing Fuzzi.
Wie auch immer, Kuba. Jedenfalls stand ich da so, mitten in einer der bunten Gassen der Altstadt Havannas, um mich herum kanadische und deutsche Touristen, die sich von ein paar halbseidenen Straßenverkäufern illegale Zigarren andrehen lassen, aus der Bar neben mir die Klänge einer Live-Band, die gerade zum sanften “Chan-Chan” ansetzt und in mir nur das Gefühl: endlich. Nach stressigen, mühseligen Wochen des endlosen Diskutierens, sich Rechtfertigens und Arbeitens konnte ich endlich einfach nur eines tun: Sein!
Havanna und Kuba im Allgemeinen eignen sich dafür ganz ausgezeichnet. Zwar muss man zunächst mal sein Prinzessinnen-Gehabe ablegen und akzeptieren können, dass a) Fenster in einem Hotelzimmer nicht unbedingt vorhanden sein müssen und b) Schimmel an den Decken und Wänden des Hotelzimmers einfach eine natürliche Begleiterscheinung des tropischen Klimas ist, hat man sich damit aber mal abgefunden, ist alles Bombe! Wenn die alten Schlitten aus den 50er Jahren auf der Straße an einem vorbeiziehen, der hundertste Muchacho einen anspricht und Liebesbekundungen von sich gibt (die er nach erfolgter Abfuhr dann sogleich 5 Schritte weiter bei der nächsten Touristin erprobt), dazwischen eine Ziege einen Leiterwagen mit Schulkindern vorbeizieht und dann noch ein Huhn aus dem nächsten Hauseingang läuft, weiß man, hier ist alles ein bißchen anders. Auf der einen Seite ein kommunistisches Regime, Einwohner mit kaum Einkommen und keiner Möglichkeit das Land zu verlassen. Auf der anderen Seite fröhliche karibische Lebenslust, wahnsinnig nette Leute und im Hintergrund ständig der Buena Vista Social Club Rhythmus.
Kuba ist tatsächlich das erste Land seit langer, langer Zeit, in dem ich kaum Spuren moderner Zivilisation vorgefunden habe. Keine riesigen Reklametafeln im Straßenbild, keine Shoppingmeilen (in einem kubanischen “Geschäft” gibt es circa drei Regale, auf denen fünf Produkte stehen), kein Internet. Natürlich funktioniert das bislang nur aufgrund der strikten kommunistischen Regelwerke, aber ich sags euch ganz ehrlich, für einen gewissen Zeitraum ist genau diese Situation wirklich entspannend.
Sehr zu empfehlen sind übrigens für diejenigen, die auch mal eine Kubareise planen, die Casas particulares. In der ganz großartigen Stadt Vinales westlich von Havanna, in der sich bunte Kolonialhäuser mit amerikanischen Schaukelstühlen davor aneinanderreihen, das ganze eingebettet in eine äußerst malerische Umgebung, durfte ich bei einer kubanischen Familie wohnen. Meine dortige “Mama” kümmerte sich ganz reizend um die kleine Barbarita und von sämtlichen kubanischen Unterkünften war diese die schönste und sauberste. Und es gab das beste Essen. Apropos: ich sags wie´s ist, das Essen in Kuba ist bäh. Kulinarische Hochgenüsse werden sich wohl kaum eröffnen, eigentlich gibt´s immer nur irgendein Fleisch, Bohnenreis und frittierte YamYam Wurzel. Dazu dann je nach Saison Ananas und Papaya oder Mango. Ich hatte gerade Ananas/Papaya Saison (die sehr gut waren). Der Vorteil: man nimmt bei einem Kuba Urlaub GARANTIERT ab!
An dieser Stelle werde ich jetzt aber mal einfach ein paar Bilder sprechen lassen, wenn ihr mehr zum großartigen Kuba erfahren wollt, dann lasst es mich wissen, ich kann euch gern noch ein paar Anekdoten von Luzero, dem Pferd, Abel, dem Tabakbauern oder Maria, der Salsa Lehrerin im kubanischen Hinterhof erzählen.
Havanna (und seine 50er Jahre Schlitten)
Die Kathedrale in Havanna (ursprünglich übrigens von Juden gebaut, jetzt katholisch)
Che, immer und überall
Einfach mal ein bisschen Fische im Aquarium schauen. Auf der Straße. In Havanna.
Die touristischen Hauptmeilen der Altstadt sind saniert, der Rest modert schön vor sich hin.
Fast wie Las Ramblas, Barcelona
Vinales
Zigarrenroller am Werk
Hundeparadies (übrigens auch für Katzenfans das richtige Land – oder Schweinefans)
Oh, und das wichtigste hätte ich fast vergessen, die episch schönen Strände!!! (auch von Kühen sehr geschätzt)
Der Beitrag In einem Land vor unserer Zeit erschien zuerst auf The Bliss Factor.